Weil das Buch von Scott Berkun so gut ist und ich es jetzt echt gut gebrauchen kann, habe ich es noch einmal gelesen und möchte auch noch einmal darüber schreiben.
Das Buch zeichnet sich durch extrem hohen Praxisbezug aus, was sich im Auslassen klassischer Projektmanagement-Methoden bemerkbar macht. Es ist keine Rede von Gant-Diagrammen oder MS-Projekt, es geht um Probleme und Herausforderungen mit denen jeder PM zu kämpfen hat.
Endlich räumt ein Autor mit dem Märchen der Zeitpläne auf und traut sich auszusprechen, was viele nicht einmal glauben: Zeitpläne sind bestenfalls Schätzungen die natürlich mit Wahrscheinlichkeiten versehen sind. Wenn diese Wahrscheinlichkeiten sequentiell verknüpft sind, also hintereinander zum Tragen kommen können, dann muß man sie multiplizieren. Was heisst das? Wenn nach dem Ereignis A (Eintrittswahrscheinlichkeit 0,5) das Ereignis B (ebenfalls 0,5 – also 50%) folgt, damit Ereignis C eintritt, ist die Wahrscheinlichkeit von C 0,25 also nur mehr 25%.
Ebenso unterscheidet Scott zwischen Vermutungen, Schätzungen und exakten Analysen und sorgt dafür, dass man versteht was es heisst mit einer Schätzung zu leben. Schätzungen sind die Basis für die Arbeit eines jeden PM, schätzen ist schwierig und Zeitpläne scheitern oft. Das ist also normal, aber man kann vorsorgen. Und damit ist bei Scott kein blauäugiges, einfaches Führen von Listen gemeint, sondern sauberes Design und realistisches Schätzen.
Scott versucht in dem Buch auch die Brücke zwischen Business, Technik und Kundenwunsch zu schlagen, ein Vorhaben, dass in vielen Firmen fehlschlägt – meistens sind daran aber nicht die „Firmen“ schuld, sondern langjährig gepflegte Vorurteile. Und da möchte ich weder die Wirschaftler noch die Techniker aus der Verantwortung nehmen diese Vorurteile abzubauen.
In „Die Kunst des IT-Projektmanagements“ kommen noch viele wirklich inspirierende Tipps vor, die man wirklich in der Praxis einsetzen kann. Fast schon magisch wirken kleine Änderungen, die vom sonst so starren Weg abweichen – Mut und Willen vorausgesetzt.
Fazit: muß man als erfolgreicher IT-PM gelesen und verstanden haben.